Nach dem Mapping wird das Profiling und Matching unternommen. Profiling bemisst dabei die Komplexität des Falles, Matching die “Geeignetheit”, also Offenheit des Vorgehens. Je besser sie zueinander passen, um so geeigneter ist das Vorgehen.
Dieser Canvas ist relativ komplex und nicht ganz einfach auszufüllen. Er kann aber gut beim Erfassen und Priorisieren helfen - Welche Herausforderungen und Komplexitäten sind für euer Projekt kritisch und wichtig und wo und wie könnt ihr diesen Anforderungen mittels eines guten Prozessdesigns begegnen? Der Canvas dreht sich um die sechs zentralen Anforderungsdimensionen von Prozessen. Neben den drei aus der Mapping-Matrix, kommen noch drei hinzu, die den Umsetzungsrahmen betreffen.
Profiling:
Notiert zu jeder Dimension Punkte, die die Komplexität erhöhen bzw. senken. Im Profiling gibt es folgende Dimensionen:
Themenkomplexiät:
Wie komplex ist euer Thema? Ist es eindeutig oder nicht? Wisst ihr, woher ihr die wichtigen Infos bekommen könnt? Wie umstritten ist das Thema? Habt ihr die erforderliche Expertise im Projekt?
usw.
Akteurskomplexität:
Mit welchen Akteuren habt ihr zu tun? Ist die Zusammenarbeit schwierig? Wie stehts um eure Zielgruppe? Habt ihr einen Zugang, machen sie mit oder sind sie vielleicht gar zerstritten? Gibt es
Sprachbarrieren? usw.
Verfahrenskomplexität:
Wie anspruchsvoll sind die Verfahren und Methoden, die ihr in eurem Projekt nutzt? Wisst ihr schon, welche ihr braucht und könnt gut mit ihnen umgehen? Sind die Mitwirkenden dafür bereit (z. b. für
online)? usw.
Ressourcenknappheit:
Wie knapp sind eure zeitlichen, personellen, finanziellen etc. Ressourcen? Habt ihr genügend Helfer:innen? Gibt es eine klare Finanzierung? Braucht ihr vielleicht gar nicht so viel Finanzierung?
usw.
Zeitdruck: Wie hoch ist der Zeitdruck? Gibt es einen Deadline bis zu der das Projekt fertig sein muss? Schon bald? Wie entspannt und flexibel seid ihr, könnt ihr ggf. Fristen verlängern und Lernschleifen sowie Umwege gehen?
Verbindlichkeitsbedarf:
Wie groß sind die Verbindlichkeiten, die ihr und Externe an das Projekt stellen? Müsst ihr Vorgaben erfüllen oder das Projekt auf eine bestimmte Weise abschließen? Sollen Ergebnisse gar kollektiv
verbindlich werden – z.b. Gesetzeskraft
Anschließend beurteilt ihr jede Dimension nach ihrer Komplexität (0 = wenig-komplex; 10 = hochkomplex). Malt dafür ein Kreuz auf
die jeweilige Achse. Wenn ihr die Kreuze verbindet, erhaltet ihr das individuelle Komplexitätsprofil eures Prozesses oder Projekts. Anhand dessen könnt ihr gut erkennen, worauf es Wert ist eure
Aufmerksamkeit zu legen und was ggf. zuerst angegangen werden sollte. Es ist normal, dass ein paar Dimensionen einen recht hohen Komplexitätsgrad haben. Allerdings sollten es nicht zu viele sein,
sonst kann es schwierig werden. Denkt in diesem Fall darüber nach, ob und wie ihr einige der Komplexitätsdimensionen mindern könnt.
Hohe Komplexität ist nicht gleichbedeutend damit, dass euer Projekt „schlecht“ ist. Es besagt vielmehr, dass euer Prozessdesign entsprechend gut angepasst sein sollte. Veranstaltet ihr z. B. ein
Nachbarschaftstreffen zum Thema Nachhaltigkeit, bei dem diverse
Leute aus zerstrittenen Gruppen zusammenkommen, erhöht das eure Akteurskomplexität. Auch eure Verfahrenskomplexität wird hoch sein, da ihr gute, durchdachte Methoden braucht, um die Vielfalt der
Menschen und Meinungen abzuholen und einzubinden. Ihr habt aber auch die Chance auf eine super Veranstaltung, bei der ihr viel bewegt und Menschen zusammenbringen könnt. Damit dies gelingt und ihr
die richtigen Prozesse für euer Projekt findet, gibt es das Matching.
Matching:
Beim Matching geht es darum, wie auf die einzelnen Komplexitätsgrade reagiert und das Prozessdesign derart angepasst werden kann, dass es eurem Anspruch gerecht wird und umsetzbar ist. Bei einer Nachbarschaftsveranstaltung, bei der eine heterogene Gruppe an Menschen teilnehmen wird, braucht ihr z. B. eine gute, willkommen-heißende Moderation etc.
Nachdem ihr beim Profiling das Anforderungsprofil notiert habt, zeichnet ihr nun in einer anderen Farbe das Leistungsprofil eures bisher geplanten Vorgehens ein. So könnt ihr sehen, wie gut dies dazu geeignet ist mit der spezifischen Komplexität umzugehen und sie bearbeitbar zu machen. Je nachdem, wo das Leistungsprofil deutlich vom Komplexitätsprofil abweicht, solltet ihr Prozessanpassungen (Re-Designing) vornehmen. Das Matching hilft euch also die Prozesse, Methoden und Verfahren optimal an die Anforderungen anzupassen.
Beim Matchen wird nun - analog zu den Komplexitätsdimensionen - die Offenheit bemessen. Die Frage ist: Wie geeignet, also offen, ist unser Prozessdesign, damit wir die sechs Dimensionen in den Griff und gelöst bekommen? Um nachvollziehen zu können, wie man auf den jeweiligen Wert (0 bis 10) gekommen ist, notiert die wichtigsten Argumente, die Komplexität erhöhen (+) bzw. senken (-). Ein (+) signalisiert beim Messen des Leistungsprofils einen offenen Prozess, ein (-) ist ein Einfluss, der das Verfahren erschwert.
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